Bassart Amazing „White Russian“ als 4-Saiter von Frank Köster.
Bass gesucht, gesehen, probegespielt und klasse gefunden. Das war im November 2016.
Inzwischen sind etwa sechs Monate vergangen, seit ich den strahlend weißen Amazing 4-Saiter
mit extravagant geschnittenem Body und Headstock von Bassart aus Braunschweig zum ersten
mal mit nach Hause gebracht habe. Zeit für eine genauere Bewertung.
An meinem ersten Eindruck von Ende 2016 hat sich nichts geändert: Der Bass ist sowohl für das
Spiel am Gurt als auch im Sitzen sehr gut ausbalanciert. Ebenso stimmig ist die restliche
Ergonomie des Instrumentes — so fühlt sich zu Hause an. Der Korpus besteht aus Erle, ist nicht
sonderlich schwer und wirklich krass weiß lackiert (Matthias Meyer von Bassart nutzt die
Bezeichnung „White Russian“). Der 5-fach verschraubte Hals aus geflammtem Ahorn ist mit
seinem insgesamt 24 Bünde tragenden Griffbrett aus finnischer Birke ein echter Hingucker. Das
toll gemaserte Holz des Griffbrettes wurde auch für die Pickup-Cover verwendet, sodass der Bass
in seiner Gesamtheit optisch sehr harmonisch wirkt. Hierzu passt auch die Hardware in Satin-
Chrome (Machniken von Schaller und Brücke von ETS). Der Sattel des Basses ist von GraphTech.
Die von Bassart genutzten Poti-Kappen sind aus weißem Kunststoff und geben dem Bass einen
gewissen Retro-Look. Die Klinkenbuchse ist in der Zarge untergebracht.
Der Bass war ursprünglich mit einer rein passiven Elektronik ausgestattet (Volume / Volume /
Tone), die ich inzwischen durch eine aktiv/passiv-schaltbare Basstronic von Ralf Börjes
ausgetauscht habe. Das vorhandene Elektronikfach bot genügend Platz hierfür und eine Fräsung
für den 9-Volt Block war ebenfalls schon vorhanden. Der Bass kann nun über Volume / Volume
sowie Höhen-, Mitten- (hierüber erfolgt Aktiv/Passiv-Umschaltung) und Bassregler umfassend an
die jeweiligen Soundbedürfnisse angepasst werden. Zudem spielt die Elektronik gut mit den
beiden Humbuckern von Harry Häussel zusammen, die Matthias dem Amazing spendiert hat. Die
ohnehin schon hohe klangliche Flexibilität des Basses wird hierdurch sinnvoll erweitert. In
Spielpausen kann der Bass jetzt auch direkt am Instrument über einen Kippschalter stumm
geschaltet werden, ohne dass die Reglerstellungen der Volume-Regler verändert werden müssen
— dies finde ich bei Bässen mit mehreren Volume-Reglern sehr nützlich.
Von der ersten Erscheinung des Basses, der auf den ersten Blick eher federleicht als heavy
rüberkommt, sollte man sich bzgl. des Sounds nicht in die Irre führen lassen. Wenn gewünscht,
kann der Amazing durchaus auch als Abrissbirne genutzt werden.
Setzt man solche Soundvorstellungen um, ist es übrigens faszinierend, wie schön mit dem Bass
auch dann noch detailreiche Akzente gesetzt werden können. Es ist bspw. wunderbar, wie
kristallklar Obertöne wiedergegeben werden und wie strahlend diese auch aus einem soliden
Bassfundament hervortreten.
Die Saiten verhalten sich dabei bzgl. Lautstärke und Präsenz alle recht gleichmäßig (diese
Grundeigenschaft des Amazing wird durch einen nachgerüsteten Saitenniederhalter noch weiter
unterstützt). Zudem sind auf dem gesamten Griffbrett für mich keine Dead-Spots wahrnehmbar.
Charakterstarke Sounds entstehen gerade bei Neck-Pickup-geprägten Mischverhältnissen der
beiden Tonabnehmer, die meines Erachtens eine absolute Stärke meines Amazing sind. Man
erhält reichlich Punch und insbesondere lassen sich auch Dead-Notes schön in Szene setzen.
Neben flexibel ausformbaren Grundsounds ist mit dem Amazing einiges an kunstvoller Artikulation
möglich.
Auf dem Amazing nutze ich nach ein paar Experimenten aktuell einen Saitensatz von Pyramid —
Flatwound-Saiten. Insbesondere Old School Bass-Sounds lassen sich in der aktuellen
Konfiguration in jeder gewünschten Facette abrufen. Mit Roundwound-Saiten sind auch moderne
Klangvorstellungen realisierbar. Die Saitenlage ist eher flach eingestellt, was meiner Spielweise
mit leichtem Anschlag sehr entgegenkommt. Der Spannstab des zusätzlich mit Carbon-Streifen
verstärkten Halses funktioniert tadellos und formt des Hals sehr gut mit. Etwas „Fretwork“ war
notwendig, um das bzgl. Saitenlage vorliegende Ergebnis ohne schnarren zu erreichen.
Insgesamt gefällt mir der Amazing auch nach sechs Monaten nach wie vor sehr gut — Optik und
Sound sind in der aktuellen Konfiguration zweifelsohne überzeugend. Die durchgeführten
Modifikationen haben die Einsatzmöglichkeiten und Praxistauglichkeit des Basses in Details
erweitert, wobei die Absprungbasis bereits auf einem extrem hohen Niveau lag. Auch heute wäre
meinen erste Begegnung mit dem Amazing wie in 2016 verlaufen: … gesehen, probegespielt und
klasse gefunden.