Hallo Matthias, ich hatte versprochen, etwas zu schreiben:
Da ich nicht sicher bin, wofür genau Du es verwenden möchtest, habe ich meine Erinnerungen im „Tagebuchstil“ zusammen geschrieben:
Es war an der Zeit, …. als für meine alte Strat Wartungsarbeiten anstanden (Bünde aufarbeiten und Seitenlage einstellen); ein Bekannter erwähnte einen Gitarrenbauer, der mit seiner Werkstatt ‘mal am Steinweg war,…“gar nicht weit weg vom Büro und der soll ganz gut sein“.
Am Steinweg war natürlich nichts dergl. zu finden, aber die aktuelle Adresse war schnell recherchiert und ich brachte mein Schätzchen zur Reparatur bei „Bassart Guitars“ vorbei.
Die neue Schaffensstätte war gar nicht so einfach zu finden, in Mitten eines kleinen Industriegebiets, auch wenn alles ordentlich ausgeschildert ist, denn die Werkstatt liegt im Tiefgeschoss eines Bürogebäudes. Ich wurde nett empfangen, wir setzten und an einen Tisch, der gute Meister bot einen Kaffee an, setzte sich dazu und begann, sich eine Zigarette zu drehen.
Mein erster Eindruck glich meinen alten tagen in unserem Übungsraum, wenn wir eine kleine Pause gemacht hatten.
Einen Preis für Reinraumtechnik gewinnt Bassart gewiss nicht, aber das Ambiente war locker und sehr angenehm.
Nach kurzer Absprache nahm Matthias Meyer sich dem Stück an und nach einer Woche kam eine wieder wunderbar spielbare Gitarre heraus; an den abgewetzten Bünden war jedoch nicht mehr allzu viel zu retten.
Er gab mir den Tip, das Gerät nicht neu bundieren zu lassen, sondern es so lassen wie sie ist, das würde noch einige Jahre gut funktionieren (vollkommen unverändert wäre meine US-Strat aus den 70ern mehr Wert).
Mittelfristig könne ich überlegen, ob ich mir nicht eine weitere Gitarre als Ersatz zulegen möchte. Die gute Strat lässt sich wieder hervorragend spielen und klingt auch wieder prima.
Im Laden fielen mir die vielen verschiedenen , individuellen Instrumente auf, von denen keines dem anderen glich; eine D-Cat Classic stach besonders ins Auge. Nach einem kurzem Anspielen kam der Wunsch in mir auf: „so etwas willst Du auch“.
Ich bin weder ein begabter noch ein guter Gitarrenspieler und um meinen abstrusen Wunsch vor mir selber zu rechtfertigen, führte ich mir die vielen (mittel-)mäßigen Autofahrer vor Augen, die sich aufgemotzte und völlig überausgestattete Wagen kauften und darin recht glücklich aussehen; … eben weil sie sich das leisten können.
Wenn dem so ist, kann ich das mit einer schönen Gitarre schon lange erlauben. Nach kurzer Auskunft war klar, dass so ein handgefertigtes Stück im Großen und Ganzen sogar im Rahmen dessen liegt, was die allbekannten Hersteller industriell gefertigt anbieten.
Je mehr ich mich mit dem Gedanken an eine neue Lieblingsgitarre befasst hatte, desto diffuser wurden jedoch meine Wünsche.
Ursprünglich wollte ich nur einen Ersatz für meine Strat. Dann kamen Extrawünsche hinzu, eventuell den dritten Pickup durch einen Humbucker zu ersetzen, was ja bei einigen Modellen standardmäßig verbaut wird. Dann könnte ich auch etwas härtere Sachen spielen, falls ich das einmal wollen würde.
Außerdem hatte ich im Internet jüngst ein paar wunderschöne Modelle mit geriegeltem Ahorn-Top gesehen.
Als ich Matthias von meiner Idee erzählt hatte, begann er meine Vorstellungen zu hinterfragen. Mit jedem Punkt den er ansprach, kamen neue Aspekte auf, über die ich mir bis dahin nie Gedanken gemacht hatte, die aber sehr interessant erschienen, besonders vor dem Hintergrund, dass ich mir eine maßgeschneiderte, handgefertigte Gitarre längst fest in den Kopf gesetzt hatte; es fing an mit Hölzern:
Korpus einheimisch oder tropisch, einteilig-mehrteilig, mit oder ohne Decke, durchgehender, geschraubter oder geleimter Hals, Griffbrett Ahorn, Palisander oder etwas ganz besonderes; und nicht zuletzt auch das Gewicht. In all diesen Diskussionen mit dem guten Gitarrenbaumeister umschlich mich immer mehr das Gefühl, dass mein geglaubtes Wissen über Gitarren nicht sehr umfangreich und darüber hinaus zum guten Teil auch noch ziemlicher Mist war.
Matthias Meyer zeigte eine sehr nette und elegante Art, sich die wahren Wünsche und Bedürfnisse zu erfragen, ohne dass ich zu sehr als Dummerchen dastand (obwohl mir mitunter dennoch ziemlich deutlich wurde).
Das ist einmal eine sehr angenehme Erfahrung zum Thema Kundenorientierung in Deutschland. Matthias erklärte mir in diversen Sessions, was alles möglich bzw. sinnvoll ist und dass alle diese Punkte durchaus einen merklichen Einfluss auf den Klang der Gitarre haben würden.
Weiter ging es mit Raffinessen bei der Art und der Schaltung der Pickups. Dann gab es einen Rundgang durch seine Werkstatt inkl. Erklärung der diversen Holz-Bearbeitungsmaschinen. Im Holzlager zeigte er mir mehrere Stücke, die für mein neues Instrument in Frage kämen.
Ich hatte mich schnell für eine wunderschön gemaserte (geriegelte) Ahorndecke und einen schönen und leichten Mahagoni Korpus entschieden.
Dazu kam ein Mahagoni Hals und ein Griffbrett aus Ebenholz, Dot-Inlays aus echtem Perlmutt… kein Problem.
Am Ende stand ein Vorschlag im Raum, der mir super gefiel. Ich war überzeugt, an alles gedacht zu haben und machte die Order „per Handschlag“ klar. Der formale Auftrag erfolgte schnell und unbürokratisch per Email.
Matthias Meyer hatte angeboten, dass ich öfters mal reinschauen könnte, um die Entstehung meines neuen Lieblingsstücks zu verfolgen. Die Idee fand ich blendend. Ich war seit dem Moment der Auftragserteilung extrem neugierig und ungeduldig, was da am Ende herauskommen würde.
Darüber hinaus hatte der Meister erwähnt, dass einige Details im Verlauf der Fertigung noch berücksichtigt werden könnten.
Meine Angst zu der Endgültigkeit der vielen Details des Auftrags (von denen ich offensichtlich doch keine Ahnung hatte) war also auch verflogen. In den folgenden Wochen habe ich also so oft es geht hereingeschaut (ich arbeite im Ausland und bin nur ca. alle 2 Wochen in Braunschweig).
Beim ersten Mal hatten wir noch über den Schnitt gesprochen, beim darauffolgenden Mal waren der Korpus und die Decke bereits verleimt und das Griffbrett war auch schon angefangen. Es ist erstaunlich, wie so ein paar Holzteile das Herz höher schlagen lassen.
Meine Ungeduld war am Anfang schon groß und wuchs stetig weiter. Inzwischen habe ich im Internet immer mal wieder nach Gitarren gesurft, um zu sehen, was so auf dem Markt ist und um mich selber zu beruhigen, dass ich nichts Wesentliches vergessen oder gar falsch angegeben hatte.
Beim Lesen jedes Blogs, Artikels oder Werbebeitrags wuchs meine Verunsicherung tatsächlich alles richtig gemacht zu haben. Folglich habe ich regelmäßig Rückfragen an Matthias Meyer gestellt, um verschiedenste Themen noch einmal zu diskutieren: Gewicht (war eine Gitarre etwas zu leicht oder gar kopflastig; Tonabnehmer (sollte ich nicht zusätzlich auch ein Piezosystem nehmen); Tremolo (ein Jammerhaken, ist ja doch besser). Ich hatte zu jeder Frage eine ausführliche und beruhigende Antwort erhalten.
Nur war ich ehrlich gesagt, nicht wirklich sicher, ob das am Ende alles so meinen diffusen Wünschen entsprechen würde. Immer wieder kam in mir die Frage auf, ob ich nicht doch besser in einen großen Gitarrenladen hätte gehen sollen um mir ein fertiges Instrument Stück auszusuchen –ohne Risiko, dass am Ende nicht das herauskommt, was ich mir vorgestellt hatte?
Woche für Woche nahm meine neue Lieblingsgitarre mehr Gestalt an, sie wurde „verleimt, ausgesägt, gefräst, auf Form geschliffen. Alle 2 Wochen hatte ich ein paar neue Bilder vor mir, die ich mir täglich angeguckt hatte, um mir das Endprodukt vorzustellen (ich träumte also regelmäßig so vor mich hin).
Ein gefühlter Monat nach Auftragsbeginn kam die Frage nach der endgültigen Farbe, der Korpus war bereits zweimal gebeizt und das dabei hergekommene Ergebnis war prächtig. Es ist erstaunlich, was Matthias Meyer aus den leichten Mustern im Holz (den der Maserung und diesen unscheinbaren Riegeln des Ahorns) herausgeholt hat.
Er hatte mich darauf vorbereitet, dass nun eine Phase vieler Kleinarbeiten anstünde, in der nicht viel Fortschritt zu sehen wäre. Nichtsdestotrotz, kam ich jeden freien Freitag vorbei, bestaunte mein werdendes Stück, nahm ein Wasser oder einen Kaffee, klönte ein paar Takte und fuhr dann zufrieden ins Wochenende.
Zu beobachten und zu verfolgen, wie ein ganz individuell für mich gefertigtes Instrument entsteht, ist eine tolle Erfahrung. Ende July’14 bekam ich den langersehnten Anruf, „Deine Gitarre ist fertig, Du kannst sie abholen“…
Als ich in den Laden kam, sah ich das edle Teil im Koffer auf dem Tisch liegen: hochglanz-lackiert, die Hardware sämtlich montiert. So ganz und gar fertig sah es nochmal eine ganze Stufe besser aus als vorher.
Das Probespiel im Laden war eine Offenbarung, obwohl ich bei all meiner Aufregung nicht allzu viel aufeinander bekam (ich spiele nicht gern, wenn andere zuhören und schon gar nicht, wenn sich herausstellen könnte, dass ich zu den Leuten gehöre, die sich trotz mäßiger Fahrkünste ein dickes Auto kaufen).
Zuhause in meinem Kämmerlein nahm ich mein Schätzen aus Koffer und habe in Ruhe losgelegt: Das war der ultimative Beweis, dass ich und vor allem Matthias Meyer alles absolut richtig gemacht habe bzw. hat.
Ein sagenhafter Sound und eine wunderschöner Anblick. Je länger ich mit dem Gerät herumspiele und probiere desto mehr geile Sounds fördert das Instrument mit verschiedenen Schalter- und Klangregler-Einstellungen zu Tage. Ich erfahre eine Lust am Gitarre-Üben, die ich seit langem nicht mehr hatte. …und meine ursprünglichen Zweifel sind wie weggeblasen
Fazit: Sowohl das Erlebnis, die Entstehung einer individuell nach eigenen Wünschen gefertigte Gitarre zu verfolgen als auch das dabei herausgekommene Ergebnis sind Erfahrungen, die ich jedem, der es sich leisten möchte, nur wärmstens empfehlen kann.
Qualität hat ihren Preis, das Preis/Leistungsverhältnis bei Meister Matthias Meyer halte ich jedoch für weitaus besser als bei den aller-meisten industriell gefertigten Instrumenten; und wie bereits beschrieben: interessante sowie spannende Erlebnisse während der Bauphase gibt es gratis dazu.